WIE GEHT ES DIR, WENN DU DEINE MEINUNG ÄUSSERST?

19.04.2023
Warum kann ich nicht meine eigene Meinung haben, ohne jemanden zu verärgern? Warum hat meine Meinung so oft für Unruhe in der Gesellschaft gesorgt?

Und so fing ich an, die Gesellschaft zu meiden, anstatt eine Meinung zu äußern, die die Gesellschaft hören will. Alleinsein hat mir eigentlich sehr geholfen…

Da ich zu oft aus der Reihe getanzt habe, habe ich bei meinen geliebten Eltern allerhand ausgelöst. Die Palette der Emotionen würde glühen, wenn sie könnte …

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hatte immer Angst, wenn die Strafe kam, weil ich zunächst unbewußt die Grenze überschritten hatte. Als Kind habe ich mir nichts dabei gedacht, ich sprach mit lauter Stimme, so wie es mir mein Schnabel wuchs.

"Ich hatte Angst, mein Gott, was habe ich schon wieder getan"

Doch die Erkenntnis kam erst nach dem Schlag, da0 ich die Grenzen überschritten habe.

Ich tat, bewegte, lachte einfach so… Ich wußte immer noch nicht, wann ich durfte und wann nicht. Selbst nachdem ich gelernt hatte, schweigen, wenn es sich gehört, reden, wenn es sich gehört … hatte ich ein riesiges Gefühl von Wut in mir.

Warum kann ich nicht meine eigene Meinung haben, ohne jemanden zu verärgern? Warum hat meine Meinung so oft für Unruhe in der Gesellschaft gesorgt?

Und so fing ich an, die Gesellschaft zu meiden, anstatt eine Meinung zu äußern, die die Gesellschaft hören will. Alleinsein hat mir eigentlich sehr geholfen…

Aber dann kam die Lebens – Sozialberatung und plötzlich drängten mich meine Lehrer, mich mit meinen Mitmenschen zu verbinden … nicht nur zu verbinden, sondern sich zu öffnen …

Ich habe von zu Hause gelernt, daß ich mit meiner Sprache vorsichtig sein soll… Ich habe mich jahrzehntelang sehr gut verstanden mit ein paar Leuten, vor denen ich sagen darf, was ich denke, die können auch anderer Meinung sein, und doch sind wir verbunden …

Plötzlich muß ich mit meinen Studienkollegen auskommen, sich zu öffnen mit dem Risiko, daß ich schon wieder jemanden verärgern werde.

Ich komme in die Akademie, unter Menschen, in einer Gesellschaft, in der ich lange Zeit das Gefühl hatte, hier nicht hinzugehören. das man mich tolleriert…für mich ein negatives Wort. Ich habe echt nicht notwendig, daß mich jemand tolerieren muß…

Ich gehöre nicht dazu, in diesem Land, in diese Gesellschaft.

Ich habe kein Recht, in diesem Land zu sein, und wenn doch, muß ich mir das schon verdienen. Ich verstand, daß es nichts mit diesem wunderbaren Land zu tun hat…

Ich habe verstanden, daß wir dieses Recht und Unrecht von der Gesellschaft tragen, in der wir geboren und aufgewachsen sind. Hat nicht mit dem Land zu tun, wo wir uns entscheiden haben, zu leben.

Gestern, in der Krisenintervention, bekam ich von meinen Studienkollegen eine Lektion bis ins Knochenmark… Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen.

Wann immer ich mich minderwertig fühlte, sagte ich nichts … ich schwieg …Gestern habe ich aber nicht geschwiegen…und für mich ein starkes Feedback bekommen.

Die wunderbare Ruth Werdigier, Psychotherapeutin und unsere Lektorin, lehrt uns, unsere Meinung nicht zu verwischen … besonders nicht vor Menschen, die wir respektieren oder fürchten …

Natürlich lehrt sie uns, unsere Gefühle und Wünsche so auszudrücken, daß wir unsere Wahrheit sagen, die die andere Seite versteht…

Nach meinem großen Weinen hat mir anscheinend jemand aus meiner Analysegruppe einen "Liebesbrief" anonym geschickt… und ich habe gelesen, gelesen, gelesen und wieder geweint…

DANKE EUCH!!!!